Die Erkenntnis, dass sich alles ständig verwandelt und ich mein Leben damit verbringe, Dinge in Ordnung zu halten, die sich sowieso wieder verändern, macht mir zu schaffen. 7 Jahre habe ich damit verbracht, eine Webseite – die alte FindYourNose – in Top-Form zu bringen, um sie dann von einem Tag auf den anderen leblos vorzufinden.
Jetzt ist die Zeit des Neuanfangs und es geschieht das gleiche Spiel. Laut Webmaster Tools von Google habe ich mittlerweile 987 Fotos hochgeladen (Produktfotos sind inklusive) und 673 Beiträge, Seiten und Kategorienseiten erschaffen. Davon sind reine Text-Artikel nur 127. Wie eine Ameise, deren Haufen zerstört wurde, mache ich mich erneut an das Unmögliche: Eine Webseite fertig zu bringen, die nie fertig sein wird.
Gleichzeitig ringe ich um eine Erkenntnis nach der anderen – alles wertvolle Einsichten, die ich nicht missen möchte. Doch auch die Welt der Erkenntnisse ist endlos und verändert sich ständig. Die Suche nach Beständigkeit, nach Festhalten, nach einer Beschreibung, was Sinn macht und was nicht und die zunehmende Klarheit darüber, dass diese Suche sinnlos ist, macht mir zu schaffen.
Gerne sitze ich einfach still in diesen Tagen. Vieles erschafft die Ameise in mir auf der Webseite, doch es ist klar, dass auch das nichts zum Festhalten mit sich bringt.
Eine Freundin hat mir das folgende Gedicht von Rilke zukommen lassen. Es kommt im richtigen Moment. ‘Das Ungelöste im Herzen’, das ist es, was mich berührt.
Man muss den Dingen
die eigene, stille, ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann;
alles ist austragen – und dann gebären….
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt und getrost
in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.
Er kommt doch!Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit …Man muss Geduld haben gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher,
die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken,
eines fremden Tages in die Antwort hinein.
Rilke
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