Es ist der 6. Tag des mit mir vereinbarten Mini-Retreats. Jeden Tag bin ich nun 3 Stunden still gesessen oder, beim Wandern, auch gelaufen. Gestern habe ich eine Phase großen Zweifels, warum ich mich den Schmerzen beim Sitzen überhaupt aussetze. Die Verspannungen schreien nach Bewegung. Auch die innere Unruhe macht mir zu schaffen. Still zu sitzen ist nicht so leicht auszuhalten. Doch ich kenne das schon, mal geht es leicht, mal nicht. So ist das.
Ich könnte statt dessen aktive Meditationen machen. Ok, nächste Woche! In der nächsten Woche möchte ich 2 Stunden täglich still sitzen und den Atem beobachten und 1 aktive Meditation täglich machen. Fein, ich freue mich drauf. Ein neues Abenteuer.
Hat sich etwas verändert, seitdem ich sitze? Jede Menge. Der Körper balanciert sich von innen aus und wird geschmeidiger, die Augen entspannen sich und ich bin im Alltag sehr empfindsam. Das hat den Effekt, dass ich keinen Alkohol mehr trinken mag und mich Geschwafel mehr denn je nervt (ja, auch mein eigenes). Echte Kontakte werden von mir vertieft wahrgenommen und genossen. Gestern umarmte ich einen Freund und es war, als ob sich zwei Herzen direkt begegneten. Eine kurze, herzliche, intensive Begegnung von Herz zu Herz – sehr beglückend.
Durch Stille vertiefen sich die Einsichten. Angestoßen durch ein Gespräch mit Freunden beschäftigt mich das Thema Gerechtigkeit. Einer erzählt, dass er sich ‘ungerecht’ behandelt fühlt. Meine sensibilisierte Wahrnehmung nimmt das Wort ‘ungerecht’ mit Unbehagen auf. Was ist schon gerecht?
Ist es gerecht, dass ich so ein beschütztes Leben führen kann, in absoluter Freiheit und Schönheit, während andere Menschen um jede kleinste Freiheit kämpfen müssen? Ist es gerecht, dass meine liebe Schwester mit einem Herzfehler auf die Welt kommt, der ihr ganzes Leben beeinflusst, während ich immer schon gesund und stark bin? Ist es gerecht, dass ich nie die Freuden einer langen Liebesbeziehung erlebte und sie seit 40 Jahren glücklich mit dem selben Mann zusammen ist?
Während des Sitzens kommt mir die Erkenntnis: Die Natur ist ungerecht!
Oder besser: Die Natur unterstützt Vielfalt und Einzigartigkeit.
Es gibt Tiere, die ihr Leben unter schwierigsten Bedingungen erhalten und andere, die wie die Paradiesvögel durchs Leben gleiten. So ist das. Gerecht oder ungerecht – das ist auf dem Weg der Natur keine Frage, die Dinge sind, wie sie sind. Ich bin mit bestimmten Beschränkungen zur Welt gekommen und werde wohl nie ein guter Handwerker werden. Andererseits hat mein Verstand eine gewisse Prägung bekommen und deshalb fällt es mir relativ leicht, bspw. diesen Artikel hier zu schreiben. Ist das gerecht?
Ja, die Natur ist gerecht. Gerecht in dem Sinne, dass sie jedem Wesen einen eigenen, ganz individuellen Weg zugesteht. Und jedem Lebewesen ein Potenzial bietet: die Möglichkeit der Entwicklung des eigenen Wesens.
Sich mit anderen Wesen zu vergleichen, das bringt die Hölle mit sich.
Mich mit meinen einzigartigen Beschränkungen zu genießen, das ist der Himmel.
Handwerk – ade! :)
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