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Meditation und Trauma – Träumen als Schutz

Meditation und Trauma - Meditation öffnet die Türen zum Unterbewusstsein

Was passiert, wenn man meditiert?
Man träumt so vor sich hin

Meditation ist nur für psychisch gesunde Menschen, Menschen mit hoch traumatischen, unverarbeiteten Lebenserfahrungen sollten Meditation nur unter Anleitung von erfahrenen Meditationsleitern machen.

Während der Meditation öffnet sich die Türe zum Unterbewussten und es kommen Erinnerungen zum Vorschein, die als überwältigend und bedrohlich empfunden werden können.

Träumen als Schutz

Oft erschafft unser freundliches Unterbewusstsein daher Träume in der Meditation, die wir für wahr halten, einfach, um uns vor der zu schmerzhaften Wahrheit zu schützen. Im Folgenden untersuchen wir diesen Zustand des Träumens bzw. Dissoziierens in der Meditation ein wenig genauer und geben ein paar Tipps, wie Träumen in “HierSein” verwandelt werden kann.

Erfahrungsbericht eines Traumas
und wie es sich auf Meditation ausgewirkt hat

“Ich (Linda W. Edge) war ein misshandeltes Kind. Immer wieder kam mein Vater im Dunkel der Nacht, wenn Frieden herrschen sollte, und vergewaltigte mich. Am Tage, wenn die Dunkelheit sich versteckte, waren meine Eltern wieder und wieder grausam zu mir. Mein nächtliches Trauma war tagsüber völlig vergessen, so wie der Tag nachts vergessen war. Und doch schien das Leben ein Geheimnis zu bewahren…

Ich praktizierte Mantra-Meditation, Atemübungen und Hatha Yoga, und mein Leben entwickelte sich weiter: Ich lehrte Meditation und dachte über den Sinn des Lebens nach. Mein Leben war reich und erfüllt.

Überraschende Entdeckung:
abgespaltete, abgelehnte Gefühle

Nach ungefähr 20 Jahren gelangte ich völlig unerwartet zu einer neuen Sichtweise. Ein spiritueller Mentor schlug mir vor, an ungelösten Fragen aus der Kindheit zu arbeiten. Nein! Die Kindheit war Vergangenheit. Meine bewussten Erinnerungen an längst vergangene Grausamkeiten hatte ich ins Land des Vergebens verbannt. Was unbewusst war, blieb unbewusst.

Alles schien in Ordnung zu sein. Doch ich vertraute meinem Mentor, absolvierte zwei lange Sitzungen mit einem Therapeuten und bewältigte ein monumentales Stück Arbeit. Ich entdeckte, dass meine bewussten Erinnerungen gepaart waren mit bislang unentdeckten Gefühlen von Angst, Schmerz, Sorge und Ärger.

Der Weg aus dem Trauma:
Beobachtung von Körperempfindungen

Ich hörte auf meine innere Führung und betrachtete meine eigene Dissoziation in und außerhalb der Meditation. Ich achtete auf meinen Körper, auf subtile körperliche Impulse, auf aufkommende Empfindungen. Sowie ich meine Erinnerungen hervorholte, verstärkte sich meine spirituelle Klarheit.

Ich konnte die Wahrheit erkennen, Unwahrheit und Täuschung wurden transparenter. Ich wurde immer glücklicher und begann, das lebenfördernde und das lebenzerstörende Potenzial dissoziativer Prozesse zu verstehen. Manchmal müssen wir uns in Teile zerlegen, um ein Ganzes zu werden.

Abspaltung vom Körper-Denk-System ist keine Meditation

Durch ausführliche Interviews für meine Dissertation entdeckte ich, dass acht der Befragten, die über transzendentale Zustände berichteten, eigentlich die Erfahrung der Dissoziation gemacht hatten. Sie beschrieben eine Dimension lebhafter, kreativer intelligenter Impulse und berichteten, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zur Ewigkeit verschmolzen, als ihr Body-Mind-Bewusstsein schwächer wurde.

Eine meiner Vorahnungen wurde bestätigt. Mein “Rückzug” erfolgte nicht innerhalb des Body-Minds, ich hatte vom Body-Mind in die transzendentale Stille dissoziiert. Da ich dort blieb, vermied ich meine Erinnerungen – mental und zellulär. Dennoch beeinflussten sie mein Leben…”

Linda W. Edge,
amerikanische Psychologin, Spezialistin für Dissoziation und Meditation

Der Unterschied
zwischen sich abspalten
und meditieren

Was ist Dissoziation?

“Dissoziation ist eine natürliche, biologisch (neurophysiologisch) angelegte Fähigkeit der Psyche, durch die bestimmte eigene Gefühle, Empfindungen, Erinnerungen, Handlungen oder Gedanken dem Bewusstsein unzugänglich bleiben: sie werden abgespalten.”

Die Trauma Beratung Leipzig bietet einen ausgezeichneten Bericht über Dissoziation

Sich abzupalten in der Meditation kann bedeuten:

• nicht “richtig da sein”
• nicht “im Körper sein”
• Gefühl des Unwirklichseins
• das Gefühl, neben sich zu stehen
• das Gefühl, verrückt zu werden bzw. zu sein…

und andere…

Mehr über Dissoziation auch auf www.blumenwiesen.org

Vorsichtig mit Meditation sein

Wenn jemand, der meditiert, traumatisch vorbelastet ist, wird es ihm geschehen, dass Meditation die traumatischen Erinnerungen wieder hervorholt. Es ist daher wichtig, sich vor dem Meditieren zu überprüfen, ob die Bereitschaft besteht, alleine mit unverarbeiteten Wunden umzugehen. Falls nicht, ist es ratsamer, sich in therapeutische Hände zu begeben.

Im Osten gibt es keine Therapie. Meditation wird als das Allheilmittel für alle psychischen Leiden gesehen. Im richtigen Umfeld, in der Gegenwart eines Meisters, ist es möglich, Traumata aufzulösen. Alleine jedoch, für sich auf seiner Meditationsmatte, ist es ungleich schwieriger, ja unmöglich, sich den Traumata zu stellen.

Was also ist Meditation jenseits von Träumen?

Meditation hat nichts damit zu tun, den Körper zu verlassen, in einen anderen Raum zu gehen oder sich von oben aus zuzuschauen. Meditation bedeutet, wach und aufmerksam sich seines Körpers bewusst zu sein und wahrzunehmen, was immer JETZT geschieht. Der Weg geht nicht aus dem Körper hinaus, sondern in den Körper herein.

Tricks, HIER zu bleiben

Manche Religionen haben kleine Tricks benutzt, mit deren Hilfe sie die Meditierenden darin unterstützen können, im Körperbewusstsein zu bleiben. In Tibet wird in einem Höllenlärm von Glocken und Zimbeln meditiert, dabei ist es fast unmöglich, sich abzuspalten und in eine Traumwelt wegzulaufen.
Hier ein Beispiel einer tibetischen Mantra-Meditation

Bei den Sufis wurde ein spezielles, stark riechendes Parfum des Meisters verströmt und in Indien zündet man duftende Räucherstäbchen an, die das Bewusstsein im Moment halten sollen.

Die aktiven Meditationen von Osho haben den Vorteil, dass zunächst bewusster Raum für den Ausdruck von emotionalen Verwundungen geschaffen wird und dann der Meditierende im weiteren Verlauf zu Integration, Zentrierung, Akzeptanz und Freude über sich selbst geführt wird.

Voraussetzung ist auch hier, dass der Meditierende psychisch stabil genug ist, sich dem Prozess auszusetzen – sonst lieber erst eine Therapie machen.

Hinweis für Perfektionisten

Dissoziation ist normal beim Meditieren. Da wir die meiste Zeit unseres Lebens damit beschäftigt sind, Unangenehmes zu vermeiden, es kontrollieren und unterdrücken zu wollen, ist es ganz natürlich, dass wir uns genauso in der Meditation verhalten.

Kein Grund, sich schuldig oder schlecht zu fühlen!


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