Wie ein Zenmeister arbeitet…

In dieser Geschichte über den Zenmeister Rinzai beschreibt Osho, mit welcher Intensität ein Meister lebt und arbeitet - gleichgültig, ob er Holz hackt oder auf dem Meisterstuhl sitzt.
Wie Zenmeister Rinzai arbeitet | Osho Geschichte | FindYourNose

„Man erzählt sich über Rinzai , dem großen Zenmeister, der Zen von China nach Japan brachte …

Er hatte ein sehr schönes Kloster und hackte in der Nähe vom Eingangstor Holz. Der Winter war nahe und er bereitete sich auf die kalte Jahreszeit vor. Er war völlig vom Holz hacken eingenommen, als ein Mann durchs Tor kam.

Als dieser das riesige Kloster sah, fragte er sich, wo er wohl den Meister Rinzai finden würde. Er hatte schon so viel von ihm gehört.

Da sah er den Mann, der Holz zerkleinerte und fragte ihn:
Kannst du mir sagen, wo ich Meister Rinzai finde?

Rinzai schaute den Mann an. Einen Moment lang war alles still und dann deutete er mit dem Finger:
„Da drüben… Soweit ich weiß, lebt Rinzai in der Hütte dort drüben.“

Er war so vom Holzhacken eingenommen, dass er vergaß, dass er selbst Rinzai war. Der Mann ging zur Hütte.

Meister und Holzhacker – der selbe Mensch

Dann dachte Rinzai noch einmal darüber nach.
„Du liebe Güte! Ich bin Rinzai und der arme Freund sucht doch mich!“

Also rannte er zur Hütte, ging durch den Hintereingang und setzte sich auf den Stuhl des Meisters. Der Mann klopfte an.

Rinzai sagte: „Komm herein.“

Der Mann schaute ihn an. Das war doch der selbe Mann wie vorhin, er schwitzte sogar immer noch!

Der Mann fragte also: „Aber wo ist Meister Rinzai?“

Der sagte: Ich bin der Meister.

Der Mann antwortete:
„Täusche mich nicht. Ich habe dich doch grade am Tor Holz hacken gesehen.“

Rinzai sagte:
„Das stimmt. Zu jener Zeit war ich nicht Meister Rinzai, sondern nur ein Holzhacker, der nichts anderes getan hat, als Holz zu zerkleinern. Deshalb vergaß ich, wer ich bin und zeigte dir den Weg zum Meister. Dann erinnerte ich mich und rannte hierher. Jetzt bin ich Meister Rinzai. Was willst du?“

Der Mann war verwirrt. Er konnte es kaum glauben. War dieser Mann vor ihm ein Holzhacker, der nur vorgab, ein Meister zu sein? Oder war es wirklich Rinzai, der Holz gespalten hatte?

Er sagte:
„Ich komme an einem anderen Tag wieder. Du hast mich völlig verwirrt.“

Rinzai sagte:
„Ich habe dich nicht verwirrt, du bist immer verwirrt. Ich habe die Unklarheit nur an die Oberfläche gebracht. Komme an einem anderen Tag wieder, doch bedenke, dass ich alles Mögliche tue. Manchmal trage ich Wasser vom Brunnen. Frage mich dann nicht, wo Meister Rinzai ist. Zu dieser Zeit bin ich nur der Wasserträger.“

 

„Ein Zenmeister geht immer voll und ganz
in seinen Handlungen auf.
Nichts bleibt zurück.“

 

Osho, Zitat – Auszug aus Yakusan: Straight to the Point of Enlightenment #3

 

Perfekte Meister gibt es zu jeder Zeit

 

2 Kommentare

  • „Zu jener Zeit war ich nicht Meister Rinzai, sondern nur… “ einer der auf dem Stuhl sitzt. Gibt es einen essentiellen Unterschied zwischen sitzen und holzhacken? Macht das Denken, die Intention des gesprochenen Wortes, der Inhalt eines Gespäches den Meister? War Rinzai wirklich ein Meister oder immer nur einer der gerade etwas tut oder nicht tut? Wenn er holzhackt, hackt er einfach Holz. Wenn er sitzt, dann sitzt er einfach, wenn er spricht, dann spricht er einfach. Was er in diesen Moment vergass, war, die Rolle des Meisters zu spielen… :o)

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