Braucht es einen Meister zum Meditieren?

Ein Meister ist ein mysteriöses Phänomen, er ist nicht mit normalen Maßstäben zu begreifen. Was ist ein Meister und wird er auf dem Weg der Meditation gebraucht?
Braucht es einen Meister zur Meditation?

Wie arbeiten Meister mit ihren Schülern?

Zen Meister Ma-Tzu (Mazu Daoyi) lehrte mit unbegreiflichen Worten und Handlungen Bildrechte: blog.sina.com.cn/s/blog_769fb5f30102vnwx.html Museum of Fine Arts, Boston
Zen Meister Ma-Tzu (Mazu Daoyi) lehrte mit unbegreiflichen Worten und Handlungen
© Museum of Fine Arts, Boston

Am Beispiel des Zenmeisters Ma-tsu Tao-i  soll im Folgenden die mysteriöse Arbeit von Meistern mit ihren Schülern beschrieben werden.

Ma-tsu ist für Verrücktheiten bekannt, es wird von ihm berichtet, er habe Schüler aus dem Fenster geworfen, sie ohne Grund angeschrien und sie auch heftig geschlagen.

Ma-tsu hat im Jahre 709 – 788 gelebt. Heute schlägt kein Meister seine Schüler mehr, doch die Unbegreiflichkeit von Worten wie auch Taten eines Meisters existieren damals wie heute. Auf individuelle Weise sind Meister auch heute noch unberechenbar und unverständlich für die Mehrzahl der Menschen.

Meditation ist ein mysteriöser Prozess

Der Prozess, tiefer in Meditation zu sehen, ist mysteriös und mit dem gewohnten Wissen vom Leben nicht zu erklären. Der Meister ist in der mit dem Denken nicht begreifbaren Welt der Meditation zuhause, er kennt sich aus, er hat sie selbst erfahren, er kann auf seine eigene, individuelle Reise zurück blicken.

Wird ungewöhnliches Verhalten eines Lehrers benötigt, um das Wesen von Meditation mitzuteilen?
Genügt es nicht, die Techniken alleine, bei sich zuhause auszuprobieren?
Wird ein Meister für den Weg der Meditation benötigt?

Der Meister spiegelt den Schüler

Am Meister kann der Schüler erkennen, wer er ist

Der Meister ist immer derselbe, doch je nach Bewusstseinszustand des Suchenden erfährt sein unerklärliches Verhalten eine unterschiedliche Interpretation durch den Schüler. Er sieht nämlich nicht den Meister, sondern nur sich selbst!

Der Meister bietet dem Schüler einen Spiegel, in dem er sich erkennen kann. In meiner eigenen Reise mit Osho habe ich ihn zunächst für einen Philosophen gehalten, der ab und zu übertreibt, um seinen Standpunkt klar zu machen.

Tja, wer war ich, der ich diese Beurteilung abgab? Ein Mensch, der gerne philosophiert und manchmal auch ein wenig übertreibt um seinen Standpunkt deutlich zu machen? Stimmt.

Ein paar Beispiele, wie Leute einen Meister wahrnehmen

Der ist doch verrückt!

Ein normaler Mensch, der sich nicht um Bewusstheit kümmert, wird in einem Meister wie Ma-tsu lediglich einen Verrückten sehen. Für einen normalen Menschen ist es sonnenklar, dass unberechenbares Verhalten nichts mit Wahrheit, Göttlichkeit oder Schönheit zu tun hat oder haben kann.

Der scheint intelligent zu sein

Ein interessierter Intellektueller hört vielleicht andere Intellektuelle über Ma-tsus Intelligenz reden und beginnt, sich für dessen Arbeit zu interessieren. Auch er wird den Meister wahrscheinlich für einen Verrückten halten, doch zumindest offen lassen, dass manche Menschen durch einen ungewöhnlichen Ansatz lernen können.

Ich verstehe ihn nicht,
doch bemerke eine ungewöhnliche Kraft

Jemand, der ein neues, glücklicheres Leben beginnen möchte, spürt möglicherweise außergewöhnliche Klarheit und Freiheit um den Meister herum. Er sieht Matsus Kraft und hofft, er könne vielleicht auch so werden.

Ein desillusionierter Mensch hält es für möglich, dass ihm selbst Unverständliches helfen kann. Er beginnt, sich in der Nähe des Meisters aufzuhalten und seine Gesten und Worte zu beobachten.

Er ist ein großartiger Führer

Jemand, der zu einem Schüler geworden ist, fürchtet und verehrt einen Meister wie Ma-tsu wie einen Lehrer und Vater. Der Meister gibt ihm Orientierung in der unbekannten Welt der Meditation, die nach mysteriösen Gesetzen zu funktionieren scheint.

Der Meister wird in Zeiten von Zweifeln und Ängsten, von Alleinsein und Hilflosigkeit zum Führer. Der Schüler folgt der Leitung des unbegreiflichen Meisters vertrauensvoll nach, es ist der einzige Halt in seinem Leben.

Trotz Unverständnis für des Meisters Handlungen vertraut der Schüler der Weisheit und Führungs-Qualität des Meisters. Nach und nach wird ihm klar, dass er selbst diese Eigenschaften in sich trägt.

Dieser Mensch ist ein bedingungsloser Freund

Jemand, der bereit ist, alles, was er kennt, loszulassen, dem enthüllt sich das wahre Gesicht des Meisters – das eines bedingungslosen Freundes. Blindes Nachfolgen verschwindet und verwandelt sich in aufrichtige Liebe und Dankbarkeit.

Die Frage „Wer bin ich?“ wird zum ständigen Begleiter. Die „Verrücktheiten“ des Meisters werden mit Offenheit empfangen. Deren unfassbare, mysteriöse Logik enthüllt sich nach und nach über eigene Erfahrungen und Intelligenz.

Eine erfüllte Leere

Die Liebe und Dankbarkeit zum Meister werden zur Türe in eine Welt ohne „ich“. Die Gestalt des Meisters verschwindet, es bleibt nur Bewusstsein in seiner ursprünglichen Form.

Erst jetzt kann der Schüler den Meister wirklich erkennen. Erst jetzt sieht er die wahre Form des Meisters – das, was er immer war und sein wird: erfüllte Leere.

Das Leben ist

Irgendwann verschwindet der Meister komplett. Der Schüler ist zum Meister geworden. Er hat die Eigenart des Meisters verinnerlicht und ist selbst zum Meister geworden. Erst jetzt beginnt für den Meditierenden ein Leben in Individualität und Einzigartigkeit.

Tiefe Dankbarkeit über die Hilfe des Meisters schwingt in jeder Zelle. Die Reise wird zu einem Lied der Freude.

Die Ausstrahlung des Meisters bewirkt die Veränderung im Schüler

„Methoden funktionieren ohne einen Meister nicht, denn die Meditationstechniken sind nicht so entscheidend wie der Meister selbst. In den Händen eines Meisters wird eine ganz gewöhnliche Methode außergewöhnlich wichtig.

Als Buddha hier lebte, war die Vipassana Meditation eine wirksame Methode. Doch in Wahrheit war es nicht die Meditationsmethode, die wirkte, sondern Buddhas Ausstrahlung.“

Osho, Zitat – Auszug aus Only Losers Can Win in This Game #15

Wird ein Meister benötigt?

Braucht man den Spiegel eines Meisters für die Reise zu sich selbst?

Die meisten Meditierenden werden diese Frage verneinen. Wozu braucht es einen Meister, wenn es so viele Lehrer und erprobte Meditationstechniken gibt?

Eine überlieferte Weisheit besagt, dass nur einer von 1 Million Meditierenden die Reise ohne einen Meister beenden wird. Es scheint – zumindest in der Vergangenheit – war ein Meister notwendig, um das Mysterium von Meditation zulassen zu können.

Ob das in dieser Zeit immer noch so ist, weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, ich hätte mich noch lange im Kreis gedreht, wäre mir der Meister nicht begegnet.

Meine Antwort ist diese:
Ja, meiner Meinung nach wird ein Meister benötigt – auch wenn ich es für möglich halte, dass sich das in den kommenden Generationen ändern kann.

9 Meister der Meditation

Wie einen Meister finden?

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz beim Meditieren: Wer einen Meister sucht, der wird ihn finden. Die Meister selbst sprechen eine noch tiefere Wahrheit aus: Nicht der Schüler sucht den Meister, sondern es ist umgekehrt, der Meister sucht den Schüler…

Du kannst dich darauf vorbereiten, den Meister zu erkennen, indem du deine Empfänglichkeit nährst: durch Meditation und Sensibilisierung für Wahrheit, Schönheit, Güte, Bewusstsein.

Die Meister unterstreichen noch eine Vorbedingung: Eine tiefe Sehnsucht sollte dich antreiben, dazu lernen zu wollen.

Auf Youtube finden sich unzählige Videos über Meister. Wenn du einen Meister suchst, halte nach Beiträgen über Meditation, Zen, Sufi, Buddhismus usw. Ausschau.

Auf FindYourNose gibt es täglich ein neues Video über Meditation. Vielleicht ist dort eine Anregung dabei, die dich zu dem für dich richtigen Meister leitet. Hier findest du die gesamte Playlist von Meistern der Meditation auf YouTube.

Das tägliche Video mit Meistern der Meditation

Lebender Meister oder nicht?

In früheren Zeiten war die Antwort einfach:
Man muss einen lebenden Meister finden, denn die Gefahr, sich in Vorstellungen zu verlieren, ist mit einem lebenden Meister geringer.

Meine eigene Erfahrung mit Osho, einem „Meister auf Video“, dem ich selbst nie von Auge zu Auge begegnet bin, ist jedoch anders. Sein Wesen ist für mich über Videos und Audios sichtbar geworden, seine Gesten und Worte so vertraut, als ob ich direkt vor ihm gesessen hätte.

Für mich ist es in der heutigen digitalen Zeit mit Videos und Hörbüchern möglich, einen gestorbenen oder woanders lebenden Meister direkt zu erfahren. Und, für manche Menschen mag es hilfreich sein, den Menschen wirklich direkt vor sich zu empfangen. Jeder wähle für sich selbst.

Die mitfühlende Freundschaft eines Meisters

„Der Meister ist immer ein Freund, aber seine Freundschaft hat einen ganz anderen Duft als gewöhnliche Freundschaft. Seine Freundschaft ist eher Freundlichkeit mit einem inneren Kern: Mitgefühl.

Er möchte seine Erfahrung mit dir teilen, weil er sieht, dass du danach suchst, dass du durstig danach bist. Er stellt dir seine Quellen des reinsten Wassers zur Verfügung.“

Osho, Zitat – Auszug aus Come Follow Yourself, Vol 3, #5

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