‚Ach, das ist doch alles Meditation,‘ sagt ein MentalCoach und Erfolgs-Trainer zu mir. ‚Entspannungstechniken, Hypnose, Trance, bioenergetische Übungen … im Grunde ist das doch alles das Gleiche.‘
Stimmt, es ist alles das Gleiche, insofern, als es alles nichts mit Meditation zu tun hat.
Meditation ist auch kein göttliches Licht oder ein göttlicher Ton, es ist kein Aufsteigen von Kundalini-Energie oder die innere Sicht magischer Farben.
Meditation ist nicht Fliegen und Zaubern können, Zwiegespräche mit Gott halten oder was sonst noch dem Wesen der Meditation nachgesagt wird.
Das Unterbewusstsein ist trickreich:
Es produziert, was wir sehen und hören wollen.
Das ist ganz natürlich und womöglich auch sinnvoll. Leeres Bewusstsein auszuhalten ist schwierig! So hält man sich an Farben, Energieströmen und Göttern fest.
Die hier im Artikel beschriebenen 10 Punkte über das, was Meditation nicht ist, mögen dir eine Anregung geben, sich nicht von deinen tiefen Erfahrungen beeindrucken zu lassen, sie loszulassen und weiter zu gehen.
Was Meditation nicht ist –
aus der Sicht eines Mönchs
Der buddhistische Meditations-Lehrer Bodhipaksa hat 10 Mythen beschrieben, die Leute normalerweise mit Meditation verbinden.
Millionen von Menschen überall in der Welt nutzen Meditation als tägliche Übung und für viele von ihnen ist Meditation nichts anderes als eine Übung. Meditation ist jedoch viel mehr als eine bloße Technik…
Meditationstechniken zum Ausprobieren10 Mythen:
Was über Meditation geglaubt wird
1. Mythos:
Meditation ist einfach nur Entspannung
Meine Meinung:
Innere Entspannung ist Voraussetzung dafür, dass Meditation geschehen kann. Meditation ist jedoch viel mehr als die Entspannung des Körpers und des Verstands, sie geht über jegliche Empfindungen hinaus.
Über den Unterschied von Entspannung zu Meditation.
2. Mythos:
Meditation ist Selbsthypnose
Meine Meinung:
Hypnose kann zur Vertiefung von Meditation benutzt werden, ist jedoch selbst keine Meditation. Hypnose ist eine Technik, mehr über unterbewusstes Verhalten zu erfahren und deshalb hilfreich, die Bewusstheit über sich selbst auszudehnen.
3. Mythos:
Meditation ist Konzentration
Meine Meinung:
Die Konzentration auf bspw. den Atem ist eine Technik, die den Zustand von Meditation einleiten soll. Konzentrationsübungen sind eine Vorstufe zu Meditation. Über Konzentration wird versucht, streunende Gedanken einzufangen und zu zentrieren.
Meditation ist ein Zustand, der über Konzentration hinausgeht. Der Atem wird dann ebenfalls wahrgenommen, doch alles andere auch – die Umgebung, der Körper und derjenige, der das alles wahrnimmt.
Und: Meditation ist absichtslos und anstrengungslos, also nichts, was man tun müsste.
Vertiefendes über die Vipassana Meditation.
4. Mythos:
Es gibt technologische Abkürzungswege
Meine Meinung:
Keine mechanischen Hilfsmittel wie Mind-Maschinen oder Brainwave-Musik, die die Gehirnwellen verändern, können den Zustand von Meditation erschaffen.
Solche technologischen ‚Gehirn-Entspanner‘ und auch Medikamente und Drogen können zwar das Gehirn in einer Weise beeinflussen, die Meditationstechniken gefühlt ähnlich sind. Wenn die Wirkung der Mittel nachlässt, ist der Mensch unverändert, er ist der gleiche, der er vorher war – sehr wahrscheinlich ein wenig frustrierter als vorher.
Technologische Hilfsmittel erschaffen kein Bewusstsein und kein Verstehen. Im Zustand von Meditation vertieft sich Verständnis, es entsteht innere Weisheit und die Kraft, seine Erkenntnisse ins Leben zu bringen.
5. Mythos:
Du musst in der Lotus-Position sitzen
Meine Meinung:
Du kannst in jeder entspannten Haltung meditieren, es muss kein schwieriger Lotus-Sitz sein, den nur sehr gelenkige Menschen einnehmen können.
Manchmal ist es selbst auf einem Stuhl schwierig, entspannt und wach zu sein und da kommen die aktiven Meditationen ins Spiel. Meditation im Stehen, beim Tanzen, beim Summen… in Bewegung bleibst du leichter wach und aufmerksam und die Lebensfreude steigt.
Im Liegen neigt man dazu einzuschlafen, deshalb wird geraten, als Anfänger Meditationen im Sitzen oder im Stehen zu machen.
Außer, du möchtest tief und fest schlafen! Dann probiere Meditationen vor dem Einschlafen im Bett. Sie wirken über die ganze Nacht hindurch und du meditierst im Schlaf.
6. Mythos:
In der Meditation singst du immer „AUM“
Meine Meinung:
Mantra-Meditationen wie bspw. 108 mal AUM zu singen, sind traditionelle Meditationen. Ein Mantra zu wiederholen, das ist eine Technik, die das Denken beruhigt und den Kopf entspannt und so das generelle Wohlbefinden fördert.
Die Mantrameditation hat auch eine problematische Seite:
Die eintönige Wiederholung eines Wortes schläfert den Verstand ein. Meditation ist jedoch die Schärfung der Aufmerksamkeit und so das Gegenteil eines Trance-artigen Zustands.
Es gibt unzählig viele Meditationstechniken. Finde eine für dich, die dich berührt und dir gut tut. Die richtige Meditation ist die, die du gerne machst.
Hier findest du eine Auswahl von Anleitungen zum Ausprobieren.
7. Mythos:
Meditation hat etwas mit Religion zu tun
Meine Meinung:
Was ist religiös daran, seinen Atem zu beobachten? Es braucht keine Rituale, um zu meditieren. Es braucht keine Moralvorstellungen oder 10 Gebote, es braucht niemanden, der das Göttliche für dich interpretiert.
Meditation ist eine individuelle Sache, die sich für jeden Menschen anders gestaltet.
8. Mythos:
Meditation hat etwas mit dem Fernen Osten zu tun
Meine Meinung:
Meditationstechniken können unabhängig von Alter, Kultur und Lebensumständen praktiziert werden. Östliche Kulturen haben viele Jahrtausende die ‚Wissenschaft des Inneren‘ erforscht und sind zu erstaunlichen Erkenntnissen gekommen.
Im Westen hat man mit ähnlicher Intensität die äußere Welt erforscht und Großes vollbracht. Der Westen hat mittlerweile die Herausforderung angenommen, den gleichen Forscherdrang auch nach innen zu richten.
Durch Meditation können Menschen jeder Kultur – ob Ost oder West – die innere Welt erfahren und erforschen.
9. Mythos:
Meditation ist für Leute, die aus der Realität fliehen
Meine Meinung:
Das Gegenteil ist der Fall: Du begegnest deiner Wut, deinen Illusionen, deinen Sehnsüchten und Schmerzen. Meditation ist für mutige Menschen. Mut ist eine der grundlegenden Eigenschaften eines Meditierenden.
Es braucht Mut, sich zu erkennen, sich zu unterstützen und seiner Wahrheit zu folgen, selbst wenn die Umgebung andere Erwartungen hat. Mitgefühl und Intelligenz wachsen mit Meditation.
Und: Meditation ist für psychisch stabile Menschen. Schwer traumatisierte Meditierende sollten vorsichtig vorgehen und die Meditationspraxis mit ihrem Arzt besprechen.
10. Mythos:
Während der Meditation versuchst du, einen leeren, gedankenlosen Verstand zu bekommen
Meine Meinung:
In der Meditation nimmst du Gefühle, Gedanken, Empfindungen wahr und siehst, wie Kopf und Körper zusammenspielen. Es ist für den Prozess des Wahrnehmens unbedeutend, ob Gedanken im Kopf sind oder nicht.
Nimm Gedanken einfach wahr ohne irgendetwas damit zu tun. Mit der Zeit werden Gedanken immer weniger und eines Tages hast du womöglich wirklich einen leeren Verstand. Doch das geschieht dann einfach, ohne dass du etwas tun musst.
Bodhipaksa über ‚Top 10 Myths of Meditation‘
Times of India über ’10 Myths about Meditation‘
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Hallo Samarpan P. Powels,
richtig, Meditation kann entspannen, ist aber weit mehr als das… Ein sehr schöner Beitrag, wie ich finde, vielen Dank dafür!
Viele Grüße, Ulrike
Sehr gerne, liebe Ulrike. Ich könnte noch soooo viel mehr dazu sagen… Naja, das sieht man ja, wenn man durch FindYourNose stöbert :)
Herzliche Grüße
Samarpan