Berührt vom falschen Guru

Ein Dokumentarfilm über einen falschen Guru berührt mich, denn ich erkenne mich selbst in den Anhängern wieder. Eine schmerzhafte Erfahrung. Wie gut, dass es ein Happy End gibt...
Berührt vom falschen Guru

Erwischt! Betroffen sehe ich mir die Dokumentation ‚Kumaré – Ein wahrer Film über einen falschen Propheten‚ an.

Aua, das tut weh. Ich erkenne mich wieder. Soweit sehe ich mich nicht so sehr im falschen Guru, sondern vielmehr im begeisterten Anhänger.

Mit berührten Augen auf jemanden zu schauen, der Dinge sagt, die mir aus der Seele sprechen – so ist es mir auch geschehen, genauso wie ich es in dem Film in den Augen der Anhänger von Kumaré, dem falschen Guru, gesehen habe.

Der Film handelt von einem jungen amerikanischen Journalisten, der in die Rolle eines falschen Gurus schlüpft. Relativ einfach gelingt es ihm, einige Anhänger für seine Lehren zu gewinnen. Anhänger, das sind Männer und Frauen, die sich ihm ganz öffnen, ihre Probleme erzählen und ihm völlig vertrauen.

Sie visualisieren mit ihm zusammen blaues Licht, singen Mantras und machen die Übungen, die Kumaré ihnen vorschlägt. Sie sind glücklich mit ihm und dem, was sie durch ihn über sich erfahren.

Es tut mir weh zu sehen, dass ich das alles auch gemacht habe. Auch ich bin ähnlich blind wie diese Anhänger in verschiedene Gruppen gelaufen und habe alle Übungen mitgemacht, war berührt und genoss die neue Erfahrung, mich zu spüren.

Woher hätte ich auch wissen sollen, wie jemand ist, der ein falscher Guru ist? Und wie verhält sich jemand, der ein wahrer Lehrer ist? Ich hatte mich vorher innerlich nicht gespürt, wie sollte ich also jemanden erkennen, der ein Meister seiner selbst geworden ist…

Was ich bei falschen Gurus entdecke

Heute meine ich, würde ich einen falschen Meister erkennen können. Sicher bin ich mir allerdings nicht. Es gibt so ein paar Dinge, die für mich Erkennungsmerkmale für falsche Gurus sind:

** Sprachhülsen ohne Bezug auf den Moment
(Sei einfach du selbst, vertraue deinem wahren Ich…)

** Therapeutische Anteilnahme
(Gute Ratschläge mit Anleitungen für besseres Verhalten)

** Heils-Versprechungen und Wunscherfüllungen
(Schluss mit Stress, befreie dich, erfolgreich und glücklich durch…)

** Affirmationen
(Respektiere dich, liebe dich selbst)

** ‚Karotten‘ für das Ego
(Vollkommenheit, Reinheit, Freiheit, Liebe, Freundschaft, der perfekte Mensch, die perfekte Beziehung…)

** Regeln und Gebote, an die sich auch im Alltag gehalten werden muss

** und viele andere Dinge, die meine Intelligenz und Bewusstheit unnötig machen und einschläfern…

Test: Hast du das Zeug zum spirituellen Guru?

In Indien habe ich einen ‚falschen Guru‘ getroffen…

Spirituelle Abhängigkeit vom falschen Guru

Diese Liste ist nur eine Anregung aus meiner persönlichen Erfahrung. Die gleichen Dinge könnten auch bei einem wahren Meister zu finden sein, eine Liste ist keine Gewissheit. Ich mag das Gefühl spiritueller Abhängigkeit nicht, wenn ich fühle, dass sich der falsche Meister irgendwie über die Schüler befriedigt.

Nach meiner Vorstellung von einem wahren Meister liebt dieser in erster Linie Alleinsein – auch wenn seine Schüler anwesend sind.

Für mich ist die Entwicklung des Films Kumaré heilsam. Die Anhänger verwandeln sich am Ende selbst, trotz falschen Gurus. Sie sind mit sich in Kontakt gekommen und haben teilweise ihr Leben geändert.

Sogar falsche Lehrer können zu der Entwicklung der Schüler beitragen. Transformation liegt an der Empfänglichkeit des Schülers, an der Fähigkeit mutige Schritte zu unternehmen und Neues zu wagen.

Auch im Buddhismus gibt es Geschichten über Schüler, die mit einem falschen Lehrer erleuchtet wurden. Bspw. die Geschichte von Marpa, der, indem er nur den Namen seines falschen Lehrers flüstert, über Wasser laufen kann.

Für die Entwicklung braucht es also vor allem eines:
jemanden, der dazulernen will…

Eignest du dich zum Guru? Mache hier den Test

Ein empfehlenswerter Film.
Die Dokumentation Kumaré auf Amazon


Ein FindYourNose Newsletter

Der FindYourNose Newsletter mit Tipps für Meditation

Berührt vom falschen Guru

5 Kommentare

  • Ich habe den Film (noch nicht) gesehen und finde, dass es darauf ankommt, wie sich ein Guru verhält. Denn ein Guru ist schlicht und einfach ein Lehrer (eine Lehrerin). Ich kann von jedem Menschen lernen und demzufolge ist für mich jedeR ein Guru. Wenn jemand seine Macht missbraucht, manipuliert und die Integrität von Menschen verletzt, dann ist für mich eine Grenze überschritten. Das tun viele Menschen, also auch im persönlichen Umfeld. Schwierig wird es dann, wenn ich davon ausgehe, dass der betreffende Mensch, also der/die Guru „mehr Wissen und Weisheit“ hat. Ich habe schon oft solche egozentrischen Veranstaltungen von namhaften Persönlichkeiten wieder verlassen, bevor sie fertig waren. Das Traurige war dann jeweils die Reaktion der Kolleg/innen, welche nicht nachvollziehen, weshalb ich den Kult nicht mitmache: ich sei halt nicht genügend ……. entwickelt, freundlich, tolerant, offen, respektvoll……
    Ich bin für eigenständiges Denken und Handeln, im Respekt vor den Mitmenschen.

Schreibe hier deine Einsichten auf.
Wir interessieren uns dafür.