Weder wach noch schlafend – die Weisheit des leeren Zwischenraums

Es gibt einen leeren Zwischenraum zwischen Schlafen und Wachen, der meist unbemerkt vorbei geht. Diese Meditation zielt darauf ab, genau diesen Raum zu erforschen. Dort findet sich, wer wir wirklich sind.
Meditiere vor dem Einschlafen

An der Schwelle zum Schlaf,
wenn der Schlaf noch nicht da ist ,
die Tageswachheit aber schon schwindet –

an dieser Stelle wird das Sein offenbart.

Weisheit aus dem tantrischen Buch der Geheimnisse

“In deinem Bewusstsein gibt es einige Phasen des Übergangs. An diesen Übergangspunkten bist du deiner Mitte näher als zu anderen Zeiten.

Du legst einen anderen Gang ein, und bei jeder Gangschaltung gehst du durch den neutralen Leerlauf.

Den Leerlauf morgens beim Aufwachen wahrnehmen

Morgens, wenn der Schlaf weg geht, wenn er verschwindet und du dich schon wach fühlst und dennoch nicht wach… genau an dem Punkt dazwischen befindest du dich im Leerlauf.

Da gibt es einen Punkt, wo du weder wach bist noch schläfst, er ist genau dazwischen. Dort befindest du dich in einem neutralen Gang.

Zwischen Schlafen und Wachen wechselt dein Bewusstsein den ganzen Mechanismus aus. Es springt aus dem einen Mechanismus zu einem anderen hinüber.

Zwischen diesen beiden Mechanismen gibt es einen Leerlauf – eine Lücke. Durch diese Lücke kannst du einen flüchtigen Blick auf dein Sein werfen.

Dasselbe wiederholt sich abends, wenn du wieder einen Sprung machst: von deinem Wachmechanismus zu deinem Schlafmechanismus, von deinem Bewusstsein zum Unbewussten.

Einen einzigen Augenblick lang ist kein Mechanismus da, hat gar kein Mechanismus Macht über dich; denn du musst einen Sprung machen aus dem einen in den anderen.

Wenn du zwischen diesen beiden wach bleiben kannst, genau dazwischen bewusst werden kannst, dich zwischen diesen beiden an dich selbst erinnern kannst, wirst du einen blitzartigen Blick auf dein wirkliches Sein werfen.

Wie du den Blick in den Leerlauf erhaschst

Entspanne dich, während du einschläfst. Schließe die Augen, verdunkle das Zimmer. Schließe einfach die Augen und beginne zu warten. Der Schlaf kommt schon – warte ab. Tu überhaupt nichts, warte einfach nur.

Dein Körper entspannt sich jetzt, der Körper wird langsam schwerer – fühle es. Hab das Gefühl, dass es so ist. Der Schlaf hat seinen eigenen Mechanismus, und der beginnt jetzt zu arbeiten.

Dein waches Bewusstsein verzieht sich bereits – denke daran, denn der Moment wird sehr subtil sein, winzig, wie ein Atom. Verpasst du ihn, dann war es umsonst.

Es dauert nicht sehr lange: Ein einziger Augenblick, eine winzig kleine Lücke, und du wirst vom Wachen zum Schlafen übergehen. Warte einfach, ganz und gar bewusst.

3 Monate lang üben

Warte immer weiter. Es wird seine Zeit brauchen. Es sind mindestens 3 Monate dazu nötig. Erst dann kannst du eines Tages den blitzartigen Moment erhaschen, der genau dazwischen ist.

Hab es also nicht eilig. Du kannst es nicht schon jetzt gleich; du schaffst es noch nicht heute Abend. Aber du musst anfangen, und vielleicht musst du Monate warten. Gewöhnlich geschieht es binnen 3 Monaten – eines Tages.

Es geschieht zwar jeden Tag, aber deine Bewusstheit und die Begegnung mit der Lücke lässt sich nicht planen. Es ist ein ‘Happening’.

Du wartest einfach immer weiter, und eines Tages geschieht es. Eines Tages wirst du dir plötzlich bewusst, dass du weder wach bist noch schläfst – ein sehr merkwürdiges Phänomen.

Du magst sogar Angst davor bekommen, weil du bisher nur diese beiden kennst: Du kennst dich schlafend und du kennst dich wachend. Aber einen 3. Punkt in dir, wo du weder das eine noch das andere bist, den kennst du nicht.

Beim 1. Mal mag es dich überrumpeln, mag dir angst und bange werden. Alles, was so neu, so bisher unbekannt ist, muss einem zwangsläufig eine gewisse Angst einjagen; denn dieser Augenblick wird dir, wenn du ihn wieder und wieder erfahren hast, auch noch ein anderes Gefühl geben: und zwar das, dass du weder lebendig noch tot bist, weder dies noch das.

Tantra zufolge bist du weder im Wachen noch im Schlafen wirklich. Echt bist du nur dazwischen.

Erhasche einen Blick, während du von dem einen Zustand zu dem anderen übergehst. Und weißt du erst einmal, wann die Lücke kommt, bist du ihr Herr, hältst du den Schlüssel in Händen.

Jetzt kannst du jederzeit diese Lücke öffnen und hineingehen.

Eine andere Dimension des Seins, die wirkliche Dimension, tut sich auf.”

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Osho, Zitat – Auszüge aus
dem tantrischen Buch der Geheimnisse

Meditationen für den Alltag

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